Was passiert eigentlich bei einem Crash?

Nach einem Crash: Die Ursachenforschung und Analyse

Leider gehört bei unserem Sport dazu, dass man mit dem Motorrad auch einmal zu Boden muss. Nicht schön, keiner redet da gern drüber, aber es gehört eben dazu, wie die Soße auf den Klos.

In der Lausitz ist Krulli#10 leider wegen eines technischen Defekts an seiner Maschine gestürzt. Das Ganze ist bei der Anfahrt zur Apcoa-Kurve passiert. Wer den Lausitzring kennt, weiß, dass das eher eine der ungünstigsten Stellen zum Stürzen ist, da es eine der schnellsten Kurven der Strecke ist. Krulli hat sich dabei sein rechtes Schlüsselbein gebrochen. Unter Anbetracht der nachfolgenden Auswertung ist das aber reine Makulatur.

Zunächst haben wir uns das Motorrad betrachtet. Dabei kam die Ursache schnell zum Vorschein. Eine Schlauchschelle am Kühlerschlauch ist gebrochen. Dadurch flutschte der Schlauch ab und das ganze Kühlmittel wurde in den Bug unten gepumpt. Der Bug war dann kurzzeitig wie eine warme Badewanne. Bis zum Anbremsen für die nächste Kurve. Da schwappte dann das Wasser über und ihm vor die Reifen, welche dadurch natürlich den Grip verloren.

Fahrzeug Datarecording Auswertung

Tino#411 und Krulli haben dann mal die Log-Dateien aus dem Datarecording des Motorrades und der MITHOS RCP18-Airbagkombi ausgewertet. Das in den Mithos Kombis verbaute Airbagsystem ist das TechAir-System von Alpinestars. Dieses System wird schon seit vielen Jahren in der MotoGP und World Superbike WM eingesetzt. Daher kann der Hersteller auf eine riesige Datensammlung zurückgreifen und die verbaute Elektronik und Software ständig verbessern. Diese Neuerungen werden dann auch regelmäßig an die Kunden in Form von Softwareupdates weitergegeben.

Der Sturz hat sich bei 143 km/h ereignet. Krulli ist dann sehr hart mit seiner rechten Schulter auf dem Asphalt aufgeschlagen. Es haben beim ersten Aufprall ca. 13,5G auf die Schulter eingewirkt. Wenn man sich das mal ausrechnet – das 13,5-fache des eigenen Körpergewichtes inkl. Kombi, Helm usw. – da kommt eine Zahl um die 1,2 Tonnen Krafteinwirkung raus. Dann ist er ca. 20m über den Asphalt gerutscht und gekullert bis weit in das Kiesbett hinein.

 

 

 

Die nachfolgende Grafik zeigt das Geschehen rund um den Crash:

Crashlog Airbag

Man kann erkennen, dass der Airbag sauber kurz vorm ersten Aufschlag ausgelöst hat und dass es 7 Überschläge gab. Es ist tatsächlich erstaunlich, dass auch trotz der weiteren Aufschläge mit Kräften um die 10G nichts weiter passiert ist. Aber auch hier zeigt sich, dass auch die besten Sicherheitssysteme eben nicht vor allen Verletzungen schützen können. Zwar schützt der TechAir-Airbag von Alpinestars auch den Schulterbereich, aber physikalische Grenzen sind auch hier gegeben. Unter den hier vorliegenden Kräften kann man sagen, dass eine Schlüsselbeinfraktur ein eher kleineres Übel sind.

Aber wie funktioniert das?
Es sind mehrere Sensoren im Inneren der Kombi verbaut. Diese messen ständig, welche Beschleunigungskräfte (G-Kräfte) gerade auf den Fahrer einwirken. Auch sogenannte Gyro-Sensoren messen kontinuirlich die Richtungswechsel des Fahrers. Aus all diesen Sensordaten errechnet die Elektronik nun die Situation. Es kann zwischen Low- und Highsider (Vorderrad- und Hinterradrutscher) sowie Frontalcrash (auch von hinten -> z.B. bei einem Startunfall) unterschieden werden.

Werden nun bestimmte Grenzwerte überschritten, löst der Airbag aus und schützt so den Fahrer vor schlimmeren Verletzungen. Vom Auslösemoment bis zur vollständigen Füllung des Airbags vergehen dabei nur wenige Millisekunden und der Fahrer ist geschützt, bevor er das erste mal mit dem Boden oder Hindernis kollidiert.

 

Die Kombi sieht nach der Reinigung auch gar nicht so dramatisch aus. Das Leder ist noch voll intakt. Somit kann Krulli diese Kombi wieder tragen. Es sind nämlich 2 Gaskartuschen verbaut. Erst, wenn auch die zweite Ladung abgeschossen ist, muss der Airbag erneuert werden.

 

Bild vom Abend des Crashes… Alles nochmal gut gegangen

Alles in allem ist Krulli echt happy, dass nichts Größeres an ihm kaputt gegangen ist und seine Schutzausrüstung auf diesem mega Niveau ist. Das Schlüsselbein ist bereits operiert (Platte drauf) und er ist inzwischen auch wieder voll einsatzfähig. Auch der behandelnde Chirurg hat da gute Arbeit geleistet. Ein wenig Schonzeit braucht es nun aber doch noch, auch wenn es ihm schon wieder in den Fingern kribbelt, wie er sagt…

An dieser Stelle kann man auch mal Danke sagen an unseren Sponsor Mithos-Sport für die tolle Schutzkleidung.